12.04.2012.
Wieder ein Jahr ohne Josepha überstanden. Ich finde langsam zurück ins Leben .Es ist immer noch schwer. Meine Erinnerungen sind noch da, aber leider nicht mehr getailgetreu wie anfangs. Mein Mädchen wäre jetzt in der ersten Klasse. Würde. Sie mir jetzt vorlesen?
Der Kinderarzt ist mittlerweile verstorben und kann nicht mehr direkt zur Verantwortung gezogen werden. Das Gericht hat deswegen nun nach dem zweiten gerichtlichen Gutachten, das auch eindeutig deutlich klar macht, das der Arzt schuld waren, einen Vergleich zu unseren Gunsten vorgeschlagen. Wir haben ihn angenommen weil wir keine Kraft mehr haben und das endlich abschließen wollen. Aber die Gegenseite verlangt mehr zeit um das erneute Gutachten prüfen zu können. Ich denke nach drei eindeutigen Erklärungen ist das erneute prüfen wie Hohn! Hoffentlich ist das bald vorbei.
Ich arbeite wieder im Kindergarten mit Kindern in josephas alter. Ich kann nicht mehr Ganztagsschule arbeiten, weil ich Zeit zum verarbeiten brauche, gerade weil mich vieles erinnert. Aber es macht auchviel Spaß
12.04.2011
Es tut immer noch weh. Vielleicht naiv oder unverstaendlich, manchmal warte ich darauf, dass der Schmerz aufhoert. Aber er tut es nicht. Das Erinnern schmerzt nicht mehr so, ich bin dierekt erleichert, dass das nicht verloren geht.
Ich lese zweinmal in der Woche im Kindergarten vor. Ich moechte den Kontakt zu meiner Taetigkeit als Erzieherin nicht ganz verlieren, also lese ich Bilderbuecher vor, etwa 20 min. Und immer denke ich in letzter Zeit daran, dass wir jetzt zur Schulanmeldung gehen muessten und ihr einen Schulranzen kaufen wuerden. Was wuerde sie sich aussuchen? Ich frage mich wie gross sie jetzt waere und beobachte vor allem die Vorschulkinder.
Sie war so vielseitig. In meiner Gegenwart brauchte sie meinen Zuspruch oder meine Ermutigung. Papa hat sie um den Finger gewickelt und im Kindergarten hat sie beim Rollenspiel "Vater, Mutter, Kind" gerne den Ton angegeben. Mit ihrer Freundin Vivian konnte sie sich auch mal streiten. Wie waere das nun in der Schule? Sie konnte ganz toll troesten und war sehr liebevoll. Und wenn Papa oder Mama etwas "falsch" gemacht haben hat sie geschimpft :"Schlafzimmer - Tuere zu!"
ICH VERMISSE DICH UNENDLICH!! Herzlichen Glueckwunsch zum 2. Engelgeburtstag!
März 2010:
Gestern habe ich mit Josephas Papa auf dem Bett gelegen und wir haben uns an eine Begebenheit gemeinsam erinnert. Wir haben am 13.03. unseren siebten Hochzeitstag. Wir haben in Nigeria geheiratet, zwei Jahre bevor Josepha geboren wurde, ohne "weiße", kirchliche Trauung. Mein Traum war, es irgendwann noch nachzuholen. Bei uns in der Gegend gibt es ein Schloss. Immer wenn wir zu dem großen Spielplatz gegangen sind mussten wir an der Schlossmauer entlang laufen. Es gibt dort eine Art Eisentor, durch das man direkt in den Schlossgarten und auf die Schlossrückseite schauen kann. Wir waren mal wieder auf dem Weg zum Spielplatz mit einer Freundin, es war warm und die Sonne schien. Auf Höhe des Törchens rief Josepa plötzlich:" Schau, da werden Mama und Papa heiraten." Ich war sehr erstaunt, zumal ich durchaus mal davon geträumt habe, aber ich habe mit Sicherheit nie laut darüber gesprochen. Also habe ich ihr erklärt, dass das nicht stimmt und wir schon verheiratet sind. Von dem Tag an hat sie allen (selbst Fremden) erzählt:" Da haben Mama und Papa geheiratet."
Josepha mochte es immer, wenn wir zusammen etwas im Fernsehen geschaut haben. Dann hat sie sich an mich gekuschelt und am liebsten mochte sie etwas mit Babys sehen. Dabei fragte sie mich einmal, ob ich noch ein Baby möchte. Da ich keine mehr bekommen kann sagte ich ihr:" Mamas Bauch war nur deine Wohnung, da passt kein Baby mehr rein." Darauf dachte sie etwas nach und erwiederte: "Dann fahren wir ins Krankenhaus." Ich habe das nicht verstanden und fragte nach, was die dort denn wohl machen würden. " Da machen sie mich wieder klein und stecken mich wieder hinein."
Damals musste ich darüber lachen und ich habe sie geküsst und gedrückt, denn es war eine kindliche Logik. Doch heute wird es fast Wirklichkeit, denn ohne Eileiter gibt es nur noch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung. Wir haben uns informiert und bereiten alles dafür vor. Vielleicht hätte sie es sich genau so gewünscht, damit ihre Mami doch noch ein Baby hat, wenn sie gehen muss.
Mein Pimpelchen, ich danke dir für diesen Tipp!! Ich liebe dich MAMI
Das war das erste Weihnachten ohne Josepha. Ich habe diese Zeit immer besonders genossen. Ihre Neugier und das Stahlen in ihren Augen waren das schönste Geschenk, dass ich jemals bekommen habe. Ganz besonders im Gedächtnis ist mir unser letztes Weihnachtsfest. Sie war in der Adventszeit schon sehr aufgeregt und neugierig. Gleich drei Adventskalender hatte sie und begeistert öffnete sie täglich ihreTürchen. Es war auch ihr erstes Weihnachten (Nikolaus) im Kindergarten. Deswegen stand sie das erste Mal in Ihrem Leben vor dem "lebendigen" Nikolaus. Ich war fast aufgeregter als sie und leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, was er zu ihr sagte. Ich hatte einen Kloss im Hals als er sie zu sich rief. Ich war mächtig stolz auf sie, dass sie sich überhaupt getraut hat alleine zu ihm zu gehen und hatte ihr eine selbstgestrickte grüne Socke mitgegeben, die ich liebevoll mit Filzfiguren und Schleifen verziert hatte. Diese hatte der Nikolaus gefüllt und stolz und auch etwas ehrfürchtig brachte sie sie mir.
Weihnachten hatten wir Bsuch von ihrem Onkel Michael und Aunti Susan mit Dami (13) und Tolu (10) aus Nigeria. In der Früh haben wir mit Papa zusammen den Baum geschmückt , was ihr sehr viel Spass gemacht hatte. Ich konnte leider wegen einer frischen Kreuzband-OP nicht mithelfen, aber ich habe ein paar Fotos gemacht. Nachmittags sind wir zuerst in die Kirche gegangen. Da hat sie so nervös rumgehampelt, dass sie sich die Lippe leicht an der Kirchenbank aufgeschlagen hat. Gott sei Dank war es nicht weiter schlimm. Wieder zu Hause begann nun eine lange Zeit des Wartens. Denn Aunti Susan hat das Weihnachtsessen (Jolof-Reis, Chicken, Plantin und Chinesische Ente) nicht fertig und brauchte noch zwei Stunden für die Zubereitung. Erst nach dem Essen konnten die Kinder dem Christkind zwei Plätzchen und ein Glas Milch ins Wohnzimmer stellen. Danach durften sie die Küche nicht verlassen, damit das Christkind, dass sehr schüchtern ist, keine Angst bekommt und in Ruhe die Geschenken bringen kann. Josepha liebte Gesellschaftsspiele, alles was sie nicht alleine spielen musste, also hat sie vom Christkind Kikericky, Rappelzappel, Lotti Karotti bekommen und noch andere Kleinigkeiten. Dazu kam natürlich der Weihnachtsteller mit allerlei Leckerkram. Ihre Augen und ihr ganzes Gesicht strahlten vor Freude. Natürlich spielten wir gleich lustig drauf los!!
Am zweiten Weihnachtstag waren wir bei ihrem "frechen Onkel Marc" ( Zitat von Josepha). Da bekam sie einen Mandala-Disinger und Farben zum Basteln, ihre zweite Leidenschaft. Es war eine absolut schöne und glückliche Zeit!!!
Nun ist alles still und es gibt nichts mehr vorzubereiten. Die schlimmste Zeit nach ihrem überraschenden Tod. Ich vermisse sie sehr und fühle mich auseinander gerissen, nicht mehr komplett.
Meine Zuckerschnute, mein Pimpelchen, mein Mäuslein,Danke für all die erfüllten Tage, die du mir geschenkt hast!! Ich liebe dich ! MAMI
Meine geliebte Zuckerschnute Josepha Leonie war ein absolutes Wunschkind!! Die Schwangerschaft kompliziert und ich hätte sie damals schon fast verloren. Doch wir hatten Glück und Sie kam am 25.05.2005 um 5.22 Uhr mit 48 cm und 2680 g fünf Wochen zu früh aber pumperlgesund zur Welt. Ich war stolz wie Oscar und überglücklich. Denn ich war bereits zweimal zuvor schwanger, einmal verlor ich ein kleines Mädchen in der 15. SSW und das zweite Mal war es eine Eileiterschwangerschaft.
Josepha war ein ruhiges, lebensfrohes und liebes Kind. Sie war sehr wissbegierig und wuchs sehr schnell. Sie hatte eine sehr starke Bindung zu mir, war immer an meiner Seite, lernte sehr schnell und war einfach mein tolles kleines Mädchen. Sie begeisterte Nachbarn, Freunde und Familie sehr schnell, obwohl sie immer sehr schüchtern und zurückhaltent war.
Sie tanzte sehr gerne, redete viel und sah gerne fern. Sie war sehr kreativ, bastelte Papiertürme mit so viel Kleister, dass dieser beim trocknen auf dem Boden tropfte. Sie lernte unheimlich schnell den Umgang mit dem Computer und spielte gerne Lernspiele von Lego oder dem Sandmännchen. Beim Turnen im Kindergarten turnte sie mit der Gruppe der fünf- bis sechsjährigen Kinder mit, ohne dass sie aufgefallen ist.
Sie starb an einer Pneumokokkensepsis nach zwei Wochen Lungenentzündung, weil der Kinderarzt nicht reagiert hat und uns jeden(!!) Tag beruhigte, dass es ihr etwas besser gehe. Unsere Frage nach einer Krankenhauseinweisung schwächte er als nich nötig ab. Laut Gutachten des MDK hätte er den tödlichen Verlauf verhindern können.
Warum ich ihm so sehr vertraut habe verstehe ich selber nicht.
Ich vermisse sie sehr und es schneidet ins Herz, dass sie nicht mehr da ist.
Erstellt von Andrea Osthoff