16.02.2009: Der Test ist positiv. Die Freude ist riesengroß. Nur drei Monate nachdem ich dein Geschwisterchen in der 10.SSW verloren habe wächst du nun in mir.
12.04.09: Die gefährlichen 12 Wochen sind überstanden. Nun kann wohl nichts mehr schief gehen.
17.04.09: Termin zur Nackenfaltenmessung. Es sieht nicht gut aus. Risiko für Trisomie 21 liegt bei 1:3 und dein Herzchen ist nicht richtig darstellbar.
21.04.09: Termin zur Feindiagnostik. Du hast ein hypoplastisches Linksherzsyndrom. Solltest du Trisomie 21 haben, dann ist das dein Todesurteil. Downies werden mit diesem Herzfehler nicht operiert.
22.04.09: Chorionzottenbiopsie
23.04.09: Das Ergebnis ist da, du hast das Downsyndrom. Wir können es nicht glauben.Brauchen Gewissheit.
24.04.09: Fruchtwasserntersuchung. Beim Kontrollultraschall wurde festgestellt, dass deine Aorta nicht richtig ausgebildet ist. Im Mutterleib kannst du leben, doch während oder direkt nach der Geburt ist dein Leben vorbei. Das Ergebnis der FU ist jetzt nur noch Nebensache.
25.04.09: FU bestätigt die Trisomie 21.
27.04.09: wir haben uns für einen Abbruch entschieden, um dir das Leiden zu verkürzen. Ich wollte dir die Geburt als reifes Kind nicht zumuten, dir den Todeskampf ersparen. Hättest du die Geburt noch überlebt, so hättest du nach Luft ringen müssen ohne wirklich atmen zu können. Nein, das wollten wir nicht.
Ich bekam Tabletten zur Hormonumstellung. Dann gingen wir nach Hause.
29.04.09: Die Geburt wird eingeleitet. Schon die erste Tablette um 9 Uhr führt zu heftigen Wehen. Wir gehen in der Sonne spazieren. 12 Uhr, die nächsten Tabletten. Und um 15 Uhr dann wieder. Die Wehen waren sehr heftig, doch ich wollte sie ertragen, um auch begreifen zu können, was passiert. 15.50 Uhr, ich lege mich hin. Ich spüre einen Druck. 16 Uhr, Wehen alle 2 Minuten, 16.20 Uhr, Wehen jede Minute. Ich darf nicht mehr aufstehen, nicht mehr zur Toilette. Ich hockte mich über die Bettpfanne (sorry,es war so) und schwupp, warst du da. 16.35 Uhr- die Sonne strahlte, es war alles so friedlich. Du warst so perfekt, so klein, so zart -12 cm und 95 gramm Ich sah dich an, streichelte und küsste dich. Dein Vater nahm dich liebevoll in die Hand und streichelte und küsste dich. Nach eineinhalb Stunden haben wir dich verabschiedet, ich musste doch noch in den OP.
30.04.09: Wir mussten die Klinik verlassen - ohne dich. Du wurdest uns nochmal gebracht, wir wollten dich nochmal sehen, streicheln, riechen. Du warst so furchtbar kalt, ich deckte dich zu.
18.06.09: Die Beerdigung. Du wurdest mit vielen kleinen Engelchen in einer Urne bestattet. Auch wenn ich wusste, dass deine Seele bereits in den Wolken schwebt und du auf deinem Stern sitzt, so zerriss es mich. Wir konnten nicht hinsehen als die Urne in der Erde verschwand. An das Grab zu treten war so schwer.
13.12.09: Erst heute fand ich die Kraft dich auf dem Friedhof zu besuchen. Ich konnte mich kaum halten, es schmerzte mehr als ich gedacht habe.
Du hast ein kleines Bäummchen in unserem Garten. Wir pflegen es sehr.
Wir vermissen dich und werden dich nie vergessen.
Erstellt von Yvonne Hildebrandt